Geschichte
der Buddha Statue
Buddhas Bildnis
Steffen Katz, Februar 2022
Das Bildnis eines Buddhas ist uns allen vertraut. Doch woher kommen die typischen Merkmale einer Buddha-Statue? Wer hat diese festgelegt? Hat Buddha wirklich so ausgesehen?
Aufschluss darüber gibt die Kunsthistorikerin Monika Zin in einem Aufsatz von 1998 (PDF). Die wesentlichen Punkte daraus möchte ich hier in meinen eigenen Worten wiedergeben.
Die Anfänge: Symbole statt Bildnisse
Die ersten Buddha-Statuen stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr., also aus einer Zeit lange nach Gautama Buddhas physischem Ableben. Ein direktes Portrait können sie also nicht sein. In den ersten Jahrhunderten der Verbreitung der Lehre wurde es sogar vermieden, den Buddha direkt darzustellen. Vielmehr wurde er in Abbildungen nur symbolisch dargestellt, über seine Fußabdrücke, oder die stellvertretende Darstellung einer Stupa oder eines Rades. Zu späteren Zeiten wurde dies in einigen buddhistischen Strömungen mit dem Verbot einer direkten Darstellung begründet, wie man sie z.B. auch im Islam findet, oder im 2. Gebot der Bibel: „Du sollst dir kein Bildnis machen“. Doch auch andere Religionen dieser Zeit verwendeten keine direkten Bildnisse. Wahrscheinlicher ist daher, dass die reduzierte symbolhafte Darstellung als sehr viel wirkmächtiger angesehen wurde: Ein praktisches, einfaches grafisches Zeichen eignet sich gut zum Meditieren! Diese Herangehensweise finden wir auch in den im Tantrismus üblichen Mandalas und Yantras. Ein solches Zeichen bietet einen konkretes Meditationsobjekt, gleichzeitig ist es so unaufdringlich, dass es viel Raum für den eigenen Geist lässt – ein gutes Maß an Leerheit, könnte man sagen.
Die ersten Buddha Statuen
Spannend wird es Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr., als die ersten Bildnisse des Buddhas auftauchten. Spannend auch insofern, als dass diese keineswegs von Anfang an stilistisch festgelegt waren, sondern sich dynamisch entwickelt und untereinander beeinflusst haben.
Maßgeblich sind dabei zwei Entstehungsregionen: Gandhara, auf dem Gebiet des heutigen Pakistan, und Mathura, südlich von Delhi. Indische Kunsthistoriker vertreten die Ansicht, dass die Buddhastatuen sich vornehmlich aus dem Vorbild von Yaksha-Skulpturen entwickelt haben. Yakshas sind indische Naturgeister und -götter, die schon Jahrhunderte zuvor mit überlebensgroßen Statuen verehrt wurden. Die ersten Statuen aus Mathura ähneln demzufolge dem Yaksha-Stil, mit sehr großen, robust aufrecht stehenden Figuren.
Zeitgleich entstanden weiter nördlich in Gandhara Buddhastatuen, die laut westlichen Historikern einen griechisch-römischen Stil nachahmen. Diese unterscheiden sich so stark vom Yaksha-Stil, dass anzunehmen ist, dass beide Stilrichtungen unabhängig voneinander aufkamen. Welche Region die Geschichte der Buddha-Statue als erste begann, ist letztlich müßig – nach einiger Zeit inspirierten und belebten sich beide gegenseitig. So entwickelten sie nach und nach ein klassisches Muster, das wir heute klar als Buddhafigur erkennen.
Merkmale eines Buddhas
Grundlage für alle Darstellungen sind niedergeschriebene Textpassagen über Vipasyin, dem ersten der Sieben Buddhas der Vergangenheit. Darin werden die äußerlichen Eigenschaften eines Buddha anhand von 32 Merkmalen genau beschrieben. Der Lehre nach ist Siddharta Gautama, der Buddha, den wir heute meinen, der siebte in der Reihe der Buddhas. Die 32 Merkmale beschreiben daher nicht direkt die historische Person des Siddharta Gautama Buddha. Vielmehr war es zu dieser Zeit üblich, einer herausragenden Persönlichkeit wie z.B. einem König, ganz besondere Merkmale zu zuschreiben, um seine Einzigartigkeit zu untermauern: „Von goldglänzender Haut … die Beine gleichen der einer Gazelle … die Brust der eines Löwen …“
Wie schon erwähnt haben verschiedene Regionen und Epochen die Merkmale unterschiedlich interpretiert und ausgeformt. Die folgenden haben sich aber als besonders markant herausgebildet:
- Urna – ein rundes Mal zwischen den Augenbrauen
- Ushnisha – eine turbanartige Erhebung auf dem Kopf
- kleine rechtsdrehende Löckchen
- die langen Ohrläppchen
- das Glückssymbol des Rades an Händen und Fußsohlen
Weiterhin viel diskutiert sind die Hand-Mudras, die die Buddha-Figuren einnehmen. Doch dazu an anderer Stelle mehr.
Buddha Statuen – eine lebendige Entwicklung
Monika Zins Beschreibungen der Entwicklung der Buddhastatuen über die Jahrhunderte haben mich darin betätigt, dass es zu allen Zeiten immer wieder Menschen gab, die ihre eigenen Darstellungen von Heiligen interpretiert und erschaffen haben. Eine Heiligenfigur ist menschgemacht, doch sie erinnert uns an das Göttliche.
Mit unseren Skulpturen und Figuren möchten wir unsere Empfindung von etwas weitergeben, das in Worten wenig beschreibbar ist. Vielmehr laden wir dich ein, selber zu schauen, Form, Farbe und Materialität unserer Figuren zu erleben. Eine Fülle darin zu entdecken, und gleichzeitig eine Leerheit, die du selber füllst, mit dem Geist, der für dich wichtig ist.
Möge die Figur im Außen dir helfen, deinen Weg nach innen zu finden.